J. W. Van Goethe - von 'Faust'

FAUST.
...Zum Augenblicke dürft ich sagen:
'Verweile doch, du bist so schön!'
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn. -
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß' ich jetzt mein höchsten Augenblick.

[Faust sinkt zurück,
die Lemuren fassen ihn auf und legen ihn auf den Boden.]

MEPHISTOPHELES.
Ihn sättigt keine Lust, ihm gnügt kein Glück,
So buhlt er fort nach wechselnden Gestalten;
Den letzten, schlechten, leeren Augenblick,
Der Arme wünscht ihn festzuhalten.
Der mir so kräftig widerstand,
Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand.
Die Uhr steht still -
CHOR.             Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht!
Der Zeiger fällt.

MEPHISTOPHELES. Er fällt, es ist vollbracht.
CHOR. Es ist vorbei.
MEPHISTOPHELES.            - Vorbei! ein dummes Wort.
Warum vorbei?
Vorbei und reines Nicht, vollkommnes Einerlei!
Was soll uns denn das ew'ge Schaffen!
Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen!
"Da ist's vorbei!" Was ist daran zu lesen?
Es ist so gut, als wär' es nicht gewesen,
Und treibt sich doch im Kreis, als wenn es wäre.
Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere.

[ - Faust II, XXXXf ]


Page still being completed, July 11-August 15th, by R.H., Webmaster at UpSky2.